Im Rahmen des von Bundesumweltministerium und Deutschem Institut für Urbanistik ausgelobten Wettbewerbes „Klimaaktive Kommune 2021“ wurde die Stadt Hennigsdorf Anfang November mit dem Klimaschutzpreis geehrt. Insgesamt gab es 81 Beiträge in vier Kategorien. Hennigsdorf hatte sich mit dem Projekt „Multifunktionales Fernwärmenetz als Wärmedrehscheibe“ in der Kategorie „Ressourcen- und Energieeffizienz“ beworben. Zur Auszeichnung gehört auch ein Video. Wir haben die Dreharbeiten begleitet.

Licht. Kamera. Action!
An diesem Augusttag steht Hennigsdorf ganz im Fokus der Kameras. Das Berliner Filmteam HEARTS AND MINDS Medienproduktion GmbH von Michael Herholz hat sich auf den Weg gemacht, um in Bild und Ton festzuhalten, was sich hinter dem durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekt „Wärmedrehscheibe“ verbirgt, mit dem die Stadt die Jury des Klimaschutzpreises überzeugen konnte. 70 Preisträgerfilme habe er in den vergangenen sieben Jahren bereits produziert. „Nur sechsmal war der Osten Deutschlands dabei. Umso mehr freue ich mich, dass wir heute zeigen können, wie Klimaschutz in einer Brandenburger Kommune praktiziert und vorgelebt wird“, so der Regisseur und Produzent.

Minutiös nach Drehplan
9.00 Uhr, Rathausplatz. Als erster äußert sich Bürgermeister Thomas Günther zum Ziel des städtischen Klimaschutzengagements: „Es geht uns um die Bereitstellung einer klimaschonenden Wärmeversorgung. Um das zu erreichen, haben wir zusammen mit den Stadtwerken die innovative ‚Wärmedrehscheibe’ entwickelt und auch wissenschaftlich begleiten lassen.“

Nächster Drehort: die Hennigsdorfer Elektrostahlwerke (H.E.S.). Hier demonstrieren die Stadtwerke, wie sie seit Ende 2019 Abwärme in einer eigens dafür errichteten Anlage auskoppeln, um sie im Heizwerk Nord II zu nutzen. An Tor 19, hinter dem die Stadtwerke-Anlage steht, wartet Werkdirektor Burkhard Schirmer. „Wir schmelzen hier Stahl und verarbeiten ihn weiter. Warum H.E.S. „Ja“ zur Abwärmenutzung gesagt hat? „Weil auch wir uns unserer Verantwortung für den Klimaschutz bewusst sind. Mit der Bereitstellung von Abwärme unterstützen wir die klimaneutrale Fernwärmeversorgung in Hennigsdorf.“

Holzhackschnitzel und mehr
Im Biomasse-Heizkraftwerk lässt Herholz sich erklären, warum Fernwärme in Hennigsdorf so viel Sinn macht? Stefan Dallorso, Technischer Leiter und Prokurist, gibt Auskunft: „Die überwiegend mehrgeschossige Bauweise in Hennigsdorf ist prädestiniert für eine Fernwärmeversorgung. Bei dieser hohen Bebauungsdichte ist Fernwärme besonders effizient. Das nutzen wir.“ Was die „Wärmedrehscheibe“ dabei so nachhaltig und umweltfreundlich mache? „Die Möglichkeit, verschiedenste erneuerbare Energien über unser Netz an alle Nutzer:innen im Stadtgebiet zu verteilen: Abwärme aus dem Stahlwerk, verarbeitete Holzhackschnitzel aus dem Biomasse-Heizkraftwerk, Wärme und Strom, die gleichzeitig mittels hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung in unserem Bioerdgas-Blockheizkraftwerk gewonnen werden“, so Dallorso. Dazu kommen die auf den Dächern von fünf Mehrfamilienhäusern installierten Solarthermieanlagen, die Sonnenenergie in Wärme umwandeln und direkt in das Quartiersnetz einspeisen. Zu den Nutznießern der überwiegend CO2-neutral erzeugten Fernwärme gehören sowohl Haushalte als auch kommunale Einrichtungen, Gewerbe und die Industrie hier vor Ort.

16 Sekunden
Vor der nächsten Kameraeinstellung gibt Herholz noch ein paar Hinweise: „Bitte alle daran denken, jeder hat nicht mehr als 16 Sekunden Zeit für die wichtigsten Botschaften seines Fachgebietes. Das sind ungefähr drei Sätze.“ In dieser Kürze ist das auch für Dirk Mangold vom Stuttgarter Forschungsinstitut Solites eine ungewohnte Herausforderung: „Wir als Wissenschaftler haben dieses Leuchtturmprojekt begleitet und man kann ganz klar sagen: Das Prinzip der ‚Wärmedrehscheibe’ ermöglicht es Hennigsdorf, den Anteil fossiler Brennstoffe stark zu minimieren.“ Nico Schramm erklärt den Nutzen des Netzpufferspeichers, der die nicht verbrauchte Energie der Heizwerke speichert, um sie vor allem für Lastspitzen vorzuhalten: „Für unsere Wärmedrehscheibe sind die Speicher wichtig, weil wir mit ihrer Hilfe Schwankungen in der Wärmeerzeugung und Verbrauchslastspitzen ausgleichen können“, so der Betriebsingenieur der Stadtwerke.

Zum Abschluss des Drehtages gibt es ein Gruppenbild der Macher:innen der Fernwärme sowie ein Dankeschön vom Filmteam. Zu sehen ist das Fünf-Minuten-Video hier